Wie sich die Stadt gegen den Klimawandel wappnet

Wie sich die Stadt gegen den Klimawandel wappnet

 

Das Wertinger Klimaschutzkonzept aus dem Jahr 2023 legt fest, welche Ziele bis 2040 erreicht werden sollen. Es wurde aufgrund staatlicher Vorgaben erstellt.

Der Schutz von Umwelt und ⁠Klima⁠ hat für die Mehrheit der Menschen in Deutschland weiterhin einen hohen Stellenwert. Allerdings nimmt die Bedeutung dieses Themas seit 2022 ab, andere Themen wie Bildung, sicherer Arbeitsplatz und Frieden geraten in den Vordergrund. Dies stellt das Umweltbundesamt in seiner Studie zum Umweltbewusstsein im Jahr 2024 fest. In Wertingen ist das Klima-Thema nicht in Vergessenheit geraten – die derzeitigen Ereignisse zeigen die alltägliche und unvermeidliche Präsenz der Auswirkungen des Klimawandels auf.

Grundlegende Leitlinien für die Bewältigung des Klimawandels hat die Stadt schon im Winter 2023 in ihrem Klimaschutzkonzept beschlossen – ein wichtiger Schritt, um nachhaltige Maßnahmen zur Energieeffizienz und CO2-Reduktion zu fördern. Dazu ist die Stadt verpflichtet, denn der Staat hat klare gesetzliche Vorgaben zur Erreichung der Klimaziele im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegt. Demnach soll Klimaneutralität bis 2045 erreicht werden. Bis zum Jahr 2030 sollen klimaschädliche Emissionen um mindestens 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 gesenkt werden. Das Gesetz legt verbindliche Jahresemissionen für verschiedene Sektoren fest, darunter Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft. Die Einhaltung der Klimaziele wird regelmäßig überprüft. Bei Überschreitungen müssen zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden. Diese staatlichen Vorgaben orientieren sich an internationalen Vereinbarungen wie dem Klima-Übereinkommen von Paris, das Deutschland verpflichtet, den globalen Temperaturanstieg auf deutlich unter 2°C zu begrenzen.

Das Klimaschutzkonzept Wertingen ist ein wichtiger Schritt der Stadt, um nachhaltige Maßnahmen zu fördern. Das Konzept wird durch das Förderprogramm „Klimaschutz in Kommunen“ im Klimaschutzprogramm Bayern 2050 unterstützt.

Das Klimaschutzkonzept umfasst eine Bestandsanalyse des Energieverbrauchs in Wertingen, insbesondere in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität. Es zeigt, dass die Pro-Kopf-Emissionen in Wertingen höher sind als der bayerische und deutschlandweite Durchschnitt, hauptsächlich aufgrund des Verkehrs- und Wärmesektors. Der Anteil erneuerbarer Energien beim Wärmeverbrauch in unserer Stadt und den Stadtteilen liegt bei nur bei 11 Prozent. Im Vergleich dazu schneiden Bayern mit 26 und Deutschland mit 16 Prozent besser ab.

Von besonderer Bedeutung ist der Anteil der Strom- und Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien. Windkraftanlagen zur Stromerzeugung gibt es bisher in Wertingen nicht. Der Anteil an Biomasse betrug im Jahr 2021 rund 77 Prozent, aus Solaranlagen, vorwiegend Aufdachanlagen, wurden 22 Prozent des Stroms erzeugt. 1 Prozent erfolgte mit Wasserkraftanlagen. Hier bieten die aktuellen Projekte zur Windkrafterzeugung „Ottilienberg“ und der Freiflächen Photovoltaikanlage „Markberg“ Anknüpfungspunkte und eine Chance nicht nur für die Region und darüber hinausgedacht auch einen Beitrag für den globalen Klimaschutz.

Wichtige Punkte im Klimaschutzkonzept sind Energieeinsparung und Effizienzsteigerung. Die Stadt hat für ihre Immobilien eine Bestandsgebäudeanalyse veranlasst. Der Förderung nachhaltiger Mobilität wurde bisher mit dem Bau von E-Ladestationen und Carsharing Rechnung getragen. Neueste Aktion ist die Verkehrsberuhigung in der Innenstadt mit einer versuchsweise gestarteten veränderten Verkehrsführung auf dem Marktplatz und einer Tempo-20-Zone, die neben dem Marktplatz die Hauptstraße und die Schulstraße umfasst. Dies soll zur CO2-Reduktion, zur Verlangsamung des Verkehrs, zur Minderung des Durchgangsverkehrs, zum Überdenken der Verkehrsmittelwahl (Rad statt Auto?) und für eine bessere Aufenthaltsqualität im Stadtkern beitragen.

Die Bürgerbeteiligung ist der Stadt ein wichtiges Anliegen bei der Umsetzung des Klimaschutzkonzepts. Workshops und Veranstaltungen sollen den Menschen ermöglichen, sich aktiv einzubringen. So wurde bereits ein „Klimatag“ in der Stadthalle mit Infoständen und Vorträgen abgehalten. Zusätzlich gibt es viele kleinere Maßnahmen, die zum Ziel Klimaneutralität beitragen sollen. So haben sich Kinowochenenden etabliert, bei denen Filme zum Thema Nachhaltigkeit gezeigt werden. Zum Erhalt ortsprägender großer Bäume im Privatbereich will die Stadt mit Zuschüssen für Baumpflege beitragen.

Auch in den Wertinger Schulen ist das Klima großes Thema. Ein Beispiel: Zusammen mit der Forstbetriebsgemeinschaft pflanzten Realschülerinnen und -schüler Bäume im Stadtwald. Dabei lernten sie den Waldumbau kennen. Für den städtischen Betriebshof gehört das Klima-Thema zum Alltag. Bienenfreundliche Stauden anstelle von monotonen Grasflächen wurden auf städtischen Anlagen gepflanzt. 

Um die Klimaziele in Wertingen zu erreichen sind laut Plan weitere Maßnahmen erforderlich. Besonders im Wärmesektor gibt es noch Nachholbedarf. Ziel im Klimaschutzkonzept sind bis 2040 insgesamt 3730 PV-Dachanlagen mit einer Leistung von 10 kwp sowie 106 Freiflächen PV-Anlagen. Das entspricht einer Fläche von 50 Hektar und somit einem Prozent des Stadtgebiets. Zur Erfüllung der Klimaziele ist auch die Installation von 1630 Wärmepumpen, die Zulassung von 6000 Elektro-Pkws, 930 gebäudeeffiziente Sanierungen sowie der Bau von zehn Windkraftanlagen erforderlich. Gerade im Bereich des Windkraftanlagenbaus kann Bürgerbeteiligung auch eine andere Facette annehmen. Bei Bürgerwindkraftanlagen erhalten die Bürger die Möglichkeit, sich mit Eigenkapital an den eigens für die Projekte gegründeten Gesellschaften zu beteiligen. Auf diese Weise kommt man dem Ziel die Wertschöpfung in der Region zu halten, Akzeptanz zu schaffen und die bestmögliche Standortwahl zu ermöglichen sehr nah.

Mittel- und langfristig wird sich die Stadt kontinuierlich mit dem Thema Klimaschutz und -wandel beschäftigen und sich die konkrete Frage stellen, was macht unsere Kommune im Klimaschutz aus und wie können wir die Chancen, die sich durch unterschiedliche Maßnahmen ergeben für Wertingen nutzen?

Das Wertinger Klimaschutzkonzept kann hier abgerufen werden.

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