Schwanenbräu – Fritz Carry, Brauereimeister in Wertingen

Schwanenbräu – Fritz Carry, Brauereimeister in Wertingen

Dass Wertingen eine kleine, feine Stadt ist, in der die Menschen wirklich alles bekommen, was sie brauchen, beweist nicht zuletzt auch die Tatsache, dass in der Zusamstadt seit dem Jahr 1416 die Brauerei „Zum Schwan“ ihren Gerstensaft braut und verkauft. Fritz Carry stellt inzwischen in der vierten Generation als Braumeister sein Können in Wertingen unter Beweis. Denn Bierbrauen ist nicht gleich Bierbrauen, klärt Fritz Carry im Gespräch auf und schnell merkt man: der Mann hat recht! Nur ein paar von vielen Faktoren zeigen, Bier trinken ist wesentlich einfacher, als Bier zu brauen. Immer die Braukapazitäten im Auge behaltend, müssen mindestens ein Jahr im Voraus der Hopfen und das Braumalz eingekauft werden. Eigenen Aussagen zufolge bezieht Schwanenbräu den Hopfen von Lieferanten aus dem Bayerischen und Württemberger Raum. Braumeister Carry betont: „Wir verwenden nur edle und teure Aromahopfensorten, weil diese sich durch sehr reiche und vielschichtige Aromen auszeichnen.“ Außerdem muss er auf das richtige Verhältnis aller Zutaten zueinander achten sowie den Gärprozess  laufend kontrollieren. „Das ist richtige Handwerkskunst“, beschreibt Gerda Carry die Arbeit ihres Mannes, den sie seit ihrer Heirat 1998 unterstützt. „Während der Brauwoche ist die Nacht für meinen Mann um 4.30 Uhr vorüber“, beschreibt die 58-Jährige diese arbeitsintensive Zeit. Er fügt hinzu: „Bier ist wie ein Kuhstall, du hast nie frei und musst täglich deinen Betriebsrundgang machen.“ Urlaube mit den beiden Kindern Katharina und Johannes – inzwischen beide erwachsen – dauerten nie länger als maximal eine Woche. Während der Unterhaltung mit Gerda und Fritz Carry merkt man, die beiden sind ein eingespieltes Team. „Stimmt“, sagen sie, „wir harmonieren gut.“ Gerda Carry ist halbtags im Landratsamt Dillingen beschäftigt, die restliche Zeit des Tages verbringt sie im Büro der Schwanenbrauerei in der Schmiedgasse und kümmert sich um die Verwaltung des Familienbetriebs. Die Ladenglocke des Verkaufsraums nebenan bimmelt immer wieder, leere Flaschen und Bierkästen werden gebracht, volle wieder mitgenommen. Insgesamt braut Carry sieben Sorten Bier, eins davon ist das Festbier, welches nur an Weihnachten und zur Volksfestzeit hergestellt wird. Mittlerweile ist die Schwanenbrauerei die einzige eigenständige Brauerei im Landkreis Dillingen, die ihre Biere hier braut. Das Paar sagt: „Geliefert wird nur noch an die verbliebenen Gaststätten „um die Ecke“ und an den einen oder anderen Getränkemarkt in der Region.“ Selbstabholer kommen in die Schmiedgasse. Gerda Carry schmunzelt und berichtet: „Unsere treuen Kunden sind sehr gut vernetzt, auch die, die nicht in Wertingen wohnen, wissen genau, wann wir brauen beziehungsweise wann wir abfüllen.“ Und auch das passiert in der betriebseigenen Flaschenabfüllanlage auf dem familieneigenen Gelände mitten in der Stadt.

Obwohl der Schwanenbräu eine sogenannte Mikrobrauerei ist, behauptet sie sich fest am Markt. Fritz Carry sagt dazu: „Das Bewusstsein für regionale Produktionen  ist inzwischen gewachsen, davon profitieren auch wir und sind stolz, in Wertingen Bier zu brauen und dabei ausschließlich regional zu wirtschaften.“ Der Bierkonsum habe nach dem Krieg einen enormen Aufschwung erlebt, doch ab den siebziger Jahren sei der Verbrauch bis heute kontinuierlich zurückgegangen. Als eine Folge davon bezeichnet das Ehepaar die Tatsache, dass in den letzten vierzig Jahren allein im Landkreis zehn Brauereien ihre Betriebe aufgaben. Da ist es umso erfreulicher, dass noch immer mitten im Zentrum von Wertingen regelmäßig würziger Hopfenduft durchs „Städtle“ zieht. Zu Beginn des Einstiegs von Fritz Carry 1981 in die Familienbrauerei stemmten sein Vater Hans Carry und er mit noch sieben Mitarbeitern den Brauereibetrieb. Das sind für ihn inzwischen 40 Jahre Berufserfahrung.  Dass in dieser Zeit auch das 600-jährige Jubiläum der Schwanenbrauerei gefeiert werden durfte, erfüllt Fritz und Gerda Carry mit Stolz. Für die beiden ist regional gebrautes Bier ein Kulturgut, welches es zu erhalten gilt. Die Wurzeln der Brauerei zurückzuverfolgen ist eine interessante Geschichte. Darin kommen die Carrys mit Urgroßvater Johann im Jahr 1880 ins Spiel, als dieser aus dem Baden-Württembergischen nach Wertingen kam und die Brauerei kaufte. Den Schwan als Markenzeichen hat er übernommen. Dessen Sohn, genannt Fritz Carry, wurde in Wertingen neun Jahre später geboren. Der Großvater und Namensvetter vom heutigen Brauereibesitzer wirkte im Städtle auch sieben Jahre als Bürgermeister und erwarb sich für sein Engagement die Ehrenbürgerwürde von Wertingen. „Damals hatte meine Familie nicht nur die Brauerei, sondern auch noch eine Landwirtschaft und eine Gastwirtschaft zu bewirtschaften“, erinnert sich Fritz Carry. Während der Ehe seiner Großeltern kam Hans Carry zur Welt, sein Vater. „Dass unser Sohn wiederum Johannes heißt, ist kein Zufall“, erklärt Gerda Carry. In der Carry-Familie sei es Tradition, bei den Namen der Söhne zwischen Johann und Fritz abzuwechseln. Eine weitere Gemeinsamkeit in der Familie Carry ist wohl eher dem Zufall zu verdanken. Fritz und Gerda Carry lernten sich „ganz klassisch auf einem Faschingsball in Wertingen kennen.“ Sie erinnern sich sogar noch an ihre Kostüme: „Ich war eine Papagena und Fritz ein Schifffahrtskapitän.“ Dessen Eltern lernten sich ebenfalls auf einem Faschingsball kennen. „Nur dass dieser Ball damals in Augsburg stattfand“, ergänzt Gerda Carry und lacht. Erinnerungen an die umfangreiche Geschichte der Familie sowie Gegenstände des Brauereihandwerks sammelt Fritz Carry seit langem. Zu besichtigen sind seine Schätze im eigenen Museum gleich neben dem Sudhaus.

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