Von der Quelle bis zur Mündung denken

Von der Quelle bis zur Mündung denken

 

Staatsforsten Revier Altenmünster  Der Einladung zu einer Exkursion in Sachen Hochwasserschutz im Revier von Altenmünster waren nur wenige Vertreter der Kommunen gefolgt. Diejenigen die aus Wertingen, Dillingen, Zusmarshausen und Dinkelscherben dabei waren, äußerten sich am Ende der Veranstaltung beeindruckt von der lehrreichen Rundfahrt. Denn erst 2024 wurde in weiten Teilen von Bayrisch Schwaben wieder einmal deutlich, dass Wassermassen nicht vor kommunalen und Landkreis-Grenzen halt machen. Wie es einer der beiden Organisatoren, Josef Guggemos vom „Bündnis Wasser und Natur, Bayern 2024 e.V.“, klar ausdrückte: „Hochwasserschutz muss bei den fließenden Gewässern von der Quelle bis zur Mündung gedacht werden.“ Guggemos sagte: „Wir brauchen hierfür die politische Unterstützung, angefangen vom Allgäu bis rauf nach Günzburg, Dillingen, Donauwörth und Augsburg.“ Hierzu versprach Willy Lehmeier, Bürgermeister von Wertingen im Landkreis Dillingen, eine der Kommunen, welche vom Hochwasser 2024 besonders betroffen war, er werde sich um die Koordination derselben kümmern, damit die dringend notwendigen Maßnahmen umfassend eingeleitet werden können.

Der zweite Organisator der Exkursion war Dieter Erhard, Revierleiter Altenmünster im Forstbetrieb Zusmarshausen. Er ist seit mehr als vierzig Jahren aktiv dabei, den Wald im Kampf gegen Starkregenereignissen zu nutzen. Er renaturiert Seitentäler, lässt Biotope anlegen, nutzt Senken und erweitert sie, so dass viele Wassertümpel und Retentionsräume entstehen, sieht den Waldboden quasi als Schwamm, um Wasser zu speichern und dieses den Wäldern und den dortigen Böden zukommen zu lassen. Auch, indem er kleinste, aber äußerst effektive Maßnahmen ergreift: „Wir haben entlang der angelegten Wander- und Forstwege immer wieder kleine Schneisen und Abflüsse einziehen lassen, um Wasser bei Starkregen weg vom Weg, hinein in den Waldboden abzuleiten.“ Mit Erfolg, Wege werden nicht mehr weggespült, das Wasser versickert im Waldboden oder verdunstet. Ebenso berichtete er, Bäche und deren Verläufe zum Beispiel in die Laugna, Zusam, Glött oder weiter in die Donau, zu verfolgen. Denn laufen die kleinen Bäche über, laufen auch die großen über – siehe Hochwasserkatastrophe 2024. Bereits hier könne man effektive Maßnahmen ergreifen: „Bepflanzungen entlang der Bachläufe können den Druck des Wassers wegnehmen.“ Unterstützung für viele dieser Arbeiten holt sich Erhard häufig vom Unternehmen Wiedemann mit Sitz in Baiershofen. Bauingenieur und Juniorchef Tobias Wiedemann bestätigt: „Für die Wald- und Feldwegepflege haben wir spezielle Maschinen und Gerätschaften, die dem empfindlichen Ökosystem Wald gerecht werden.“

Allen Beteiligten, die am und im Wald arbeiten, sei klar, so Erhard, dass sämtliche Klimaschutzmaßnahmen auch durch eine stabile Resilienz des Waldes gefördert werden können. Diese Resilienz in den stufig und artenreich aufgebauten Mischwäldern, mutete an wie ein zauberhaftes Schauspiel. Durch Gebüsch und Sträucher glitzern Tümpel, Frösche sind zu hören, Schautafeln erklären den Wandernden, was dort wächst. Durch Sturm umgeknickte Baumstümpfe und Baumkronen abseits der Forststraßen bleiben liegen, werden nicht beseitigt. Das erledigt die Natur selbst. Revierleiter Erhard gibt ihr die dafür notwendige Zeit – ein wichtiger Baustein des Naturschutzkonzeptes der Bayerischen Staatsforsten. An diesem schwülheißen Tag im klimatisierten Kleinbus durch Teile vom Bayerischen Staatswald gefahren zu werden, war mehr als aufschlussreich. Auch der anschließende Spaziergang durch das erfrischende Waldgelände führte den Beteiligten im wahrsten Wortsinn vor Augen: Hochwasserschutz im Zusammenhang mit der Natur kann nur gelingen, indem man diese, beginnend mit den Wäldern als wichtigsten Schwammspeicher, berücksichtigt und die vielen Bach- und Flussverläufe von der Quelle bis zu deren Mündung weitläufig bedenkt.

Info:
Die Bayerischen Staatsforsten sind in 41 Betriebe aufgeteilt, einer davon ist der Forstbetrieb Zusmarshausen (FB Zus), Leiter dort ist Rainer Droste. Zehn Staatswald-Reviere gehören zum FB Zus. Das nördlichste Revier Altenmünster wird seit 35 Jahren von Dieter Erhard geleitet. Die Führung per Bus startete am Wanderpavillion Eppishofen und führte rund um Altenmünster durch die beiden Distrikte „Ganghofer“ und „Weisinger Forst“.

Das „Bündnis Wasser und Natur Bayern 2024 e.V.“ gründete sich im Herbst 2024 nach den Hochwasserereignissen in weiten Teilen der Region um Zusmarshausen. Diese und andere Folgen des Klimawandels fordern auf zum gemeinsamen Handeln.  Dem BWN sollen Fachleute und Experten aus allen Bereichen zum Thema Wasser und Natur angehören. www.bwn-bayern.de

Bildtext:
Die Teilnehmer der Exkursion durch die Wälder rings um Altenmünster, äußerten sich durchwegs begeistert von der lehrreichen Rundfahrt. Teils selbst betroffen vom Hochwasser im Jahr 2024 wünschen sie sich eine schnelle Umsetzung jeglicher Maßnahmen in Sachen Hochwasserschutz. (Foto: Ulrike Hauke)

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