Fliesen und Öfen – Willi Meyer GmbH

Fliesen und Öfen – Willi Meyer GmbH

Dank Ensembleschutz erinnert der Wertinger Marktplatz noch immer an die „gute alte Zeit“, doch ein etwas zurückgesetztes kleines Nebengebäude fällt dennoch aus diesem vorgegebenen Rahmen: der Ausstellungsraum des Unternehmens „Fliesen & Öfen, Willi Meyer GmbH“. Elisabeth und Michael Buhl sowie deren Sohn Matthias führen das Geschäft inzwischen in der vierten Generation, der Juniorchef erklärt die Besonderheiten dieser Fassade und der Gebäudedecke: „Diese sehr zeitaufwändigen Keramikarbeiten zählen auch zu unseren Angeboten, bei unserem Ausstellungsraum handelt es sich um die Technik der Keramiker, die schon den Künstler Hundertwasser für seine Gebäude beliefert haben, dieser hat uns auch die Inspiration für die besondere Gebäudedecke gegeben.“ Der Juniorchef selbst habe 2009 mitgeholfen, die Bruchmosaike in den verschiedenen Formen und Farben zu setzen. Vom Denkmalamt genehmigt sticht diese Kunst dem Marktplatzbesucher sofort ins Auge. Matthias Buhl hat sich als junger Mann nach fundierter Ausbildung 2003 den Meistertitel Fliesenleger geholt – wie auch sein Vater Michael Buhl. Der Seniorchef erinnert sich: „Ich bin gebürtiger Bad Tölzer, habe Chemielaborant gelernt und in München ein Studium in Chemotechnik abgeschlossen.“ Durch einen Bekannten sei er 1973 nach Wertingen gekommen, um dort für ein europaweit agierendes Unternehmen namens Aldra zu arbeiten. „Der Standort war das heutige Schüco Gelände“, so Buhl weiter, „es sollte dort ein Labor eingerichtet werden“. Er schmunzelt bei den Gedanken an diese Zeit: „Die Fliesen für die Laborausstattung suchte ich am Ort im Geschäft „Willi Meyer“ aus.“ Er wurde beraten und bedient von der Tochter des Geschäftsinhabers, Elisabeth Meyer. Sie war die älteste Tochter von insgesamt vier Kindern des Ehepaars Willi und Sophie Meyer. Die heutige Seniorchefin blickt zurück auf die Zeit, als Michael Buhl begann, ihr den Hof zu machen: „Meine Eltern planten, dass ich nur für ein Jahr im elterlichen Betrieb aushelfe, dann würde man weiter sehen was ich mal werden sollte.“ Doch es kam anders. Aus dem einen Jahr wurde eine Jahrzehnte lang andauernde Erfolgsgeschichte des Hauses „Fliesen & Öfen Willi Meyer GmbH“.

Doch zurück zum Jahr 1973. Michael Buhls viele Besuche im Fachgeschäft waren schließlich erfolgreich und mündeten in einer Heirat der beiden ein Jahr später. Aus Elisabeth Meyer wurde Elisabeth Buhl. Aus dieser Ehe stammen drei Kinder, die Söhne Andreas und Matthias sowie Tochter Ulrike. Elisabeth Buhl ist bis heute – früher noch gemeinsam ihrer Mutter Sophie – für Beratung, Verkauf und Verwaltung zuständig. Die Männer des Hauses Meyer/Buhl erledigten und tun es bis heute, die Arbeiten bei der Kundschaft. In Wertingen sind viele öffentliche und private Gebäude und Häuser mit den Fliesenarbeiten des Familienbetriebs bestückt. Matthias Buhl zählt mit Stolz einige Beispiele auf: „Das Wertinger Freibad haben wir bearbeitet, alles mit Mörtelbetteinbau, oder die Fliesenarbeiten in der Grund- und Realschule sowie die Arbeiten im Wertinger Krankenhaus, um nur ein paar der öffentlichen Objekte zu nennen“. Der Familienbetrieb ist bekannt und anerkannt im Ort und in der Region, seit Jahrzehnten mit den Menschen am Ort verbunden.

Elisabeth Buhl erzählt von der zurückliegenden Geschichte ihrer Ahnen, wie alles im Zusamstädtchen Wertingen begann: „Meine Großeltern, Joseph und Barbara Meyer kamen vom Ort Gosheim aus dem Ries zuerst nach Pfaffenhofen und zogen 1908 in die Wertinger Bauerngasse um.“ Opa Joseph war Hafner, also Ofensetzer. „Sein Handwerk lief gut im ganzen Landkreis“, so die Enkelin weiter. Nur die Winter seien hart gewesen, „da gab es wenig zu tun, mein Großvater musste sich Arbeit beschaffen und mangels Aufträge waren die Gesellen angehalten, Nägel gerade zu klopfen.“ Ihr Vater Willi kam 1921 zur Welt. Er erlernte ebenfalls das Handwerk des Ofensetzers und erwarb 1958 das landwirtschaftliche Anwesen mit Hausnamen Späth am Wertinger Markplatz – derselbe Standort bis heute. Elisabeth Buhl spricht über das Kennenlernen der Eltern: „Anfang der fünfziger Jahre traf er bei Reparaturarbeiten in Hohenreichen meine Mutter Sophie, geheiratet haben die beiden 1953.“ Ein Jahr später erblickte dann sie als erstes Kind von insgesamt vier Nachkommen das Licht der Welt. „Mein Vater machte 1962 seinen Meistertitel noch als Ofensetzer, das war dann aber schon die Zeit, als immer mehr Ölofen eingebaut wurden und die Fliesenarbeiten immer mehr an Bedeutung gewonnen haben.“ So kam es, dass bis heute alles rund um das Thema Fliesen inklusive Verlegung sowie das Installieren von Öfen und Herden die Standbeine des Betriebes sind.

Als dann damals, zu Beginn der 70er, Michael Buhl in den Familienbetrieb mit einstieg, hatte er es verständlicherweise als Chemotechniker nicht leicht: „Das war für mich eine Mordsumstellung, ich erinnere mich an meine erste Baustelle in Kloster Holzen, ich musste Mörtel schleppen und man ermahnte mich ständig, die Eimer voller anzuliefern.“ Auch weil er kein Ansässiger gewesen sei, fehlte es anfangs an der Akzeptanz für den jungen Chef. „Er hat sich aber durchgebissen, hat die Ausbildung zum Fliesenleger gemacht und seinen Meistertitel 1989 abgeschlossen“, sagt Elisabeth Buhl. Mit Geduld und viel Initiative habe er sich den Respekt der Männer im Betrieb verschafft, außerdem sei ihm sein Fachwissen bezüglich der chemischen Entwicklungen im Zusammenhang mit den Werkstoffen zugutegekommen. Heute ist der Seniorchef seit mehr als vierzig Jahren im Familienbetrieb beschäftigt, gehört im Ort zu den engagierten Bewohnern, war jahrelang für die Wirtschaftsvereinigung Wertingen ehrenamtlich aktiv und sprüht trotz seiner inzwischen 75 Jahren noch immer vor Energie. Er und Elisabeth Buhl lachen vergnügt und schauen voller Zuversicht in die Zukunft: „Matthias und unsere Schwiegertochter Miriam haben drei Kinder, zwei Buben und eine Tochter, mal sehen, was sich da tut in Sachen Nachfolge.“ Das wäre dann Generation Nummer Fünf.

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