Wertingen im Krieg (Folge 2)

Wertingen im Krieg (Folge 2)

Im ersten Teil der „Wertinger Kriegsgeschichte“ wurde darüber berichtet, dass Wertingen im Laufe seiner Geschichte mehrmals vollständig zerstört wurde: 1388 im Städtekrieg, 1462 im Markgrafenkrieg und 1646 im Dreißigjährigen Krieg. Verwüstungen dieses Ausmaßes blieben der Zusamstadt in der Folgezeit zum Glück erspart. Dennoch forderten Kriege noch oftmals einen hohen Blutzoll von Wertingen.

Ältere Heimathistoriker stellten in ihren Abhandlungen oft mit großem Stolz fest, dass durch das Gefecht von Wertingen am 8. Oktober 1805 Wertingen in die Weltgeschichte eingegangen sei. In der Tat hatte der französische Erfolg einen große Bedeutung für den weiteren Verlauf des Dritten Koalitionskriegs und den späteren Sieg Napoleons. Nicht zuletzt deswegen wird Wertingen als erster Ort einer Schlacht dieses Feldzugs ganz oben auf dem Triumphbogen in Paris genannt.

Die zeitgenössischen Wertinger hätten sicherlich gerne auf diesen Ruhm verzichtet, denn für sie hatten die Kampfhandlungen nur Leid und Schrecken zur Folge. Durch Artilleriebeschuss und bei den Kämpfen in der Stadt kam es zu Gebäudeschäden. Auch ein Todesopfer war zu beklagen: Bei einem Streit erstach ein französischer Unteroffizier den Sohn des Märzenbauern (Ecke Bauerngasse/Ebersberg). Schwerwiegend waren auch die finanziellen Lasten, die die Wertinger zu tragen hatten. Tausende Soldaten und ihre Pferde mussten mit Lebensmitteln und Futter versorgt werden und benötigten ein Quartier. Die Stadt Wertingen musste hierfür hohe Schulden aufnehmen, die erst dreißig Jahre später völlig abbezahlt werden konnten.

Die Schauplätze des 1. Weltkriegs von 1914 bis 1918 lagen zwar weit von Wertingen entfernt, dennoch traumatisierte auch dieser Krieg zahlreiche Einwohner des Städtchens. In einem vom Stadtrat in Auftrag gegebenen Namensverzeichnis werden insgesamt 440 Kriegsteilnehmer aufgelistet. 64 Wertinger Soldaten kehrten nicht mehr in ihre Heimat zurück, viele trugen Verletzungen davon, die sie für ihr gesamtes Leben zeichneten.

Nur 21 Jahre später tobte ein noch schlimmerer Krieg. Der 2. Weltkrieg forderte das Leben von 187 Wertingern. Neben den 170 gefallenen Soldaten kamen auch 17 Zivilpersonen ums Leben. Besonders der Luftangriff am 24. April 1945 hatte für die Kleinstadt dramatische Folgen: Zwölf US-Jagdbomber warfen 144 Brand- und Splitterbomben über der Innenstadt ab, anschließend setzten sie ihren Angriff mit Bordwaffen fort. „Es waren dies schreckliche fünf Minuten“, berichtete der damalige Bürgermeister Alois Schmid. Mehrere Todesopfer waren zu beklagen: Stadtmüller Josef Stuhler und Uhrmachermeister Adolf Schwing starben unmittelbar durch den Angriff, zwei weitere Verletzte erlagen später ihren schweren Verwundungen. Durch Kampfhandlungen und Gewalttaten in den Wirren des Kriegsendes und der ersten Besatzungszeit kamen weitere 13 Frauen und Männer ums Leben.

Am Ende des 2. Weltkriegs glichen weite Teile der Wertinger Innenstadt einem Trümmerfeld. In der Hauptstraße und der Mühlgasse waren die meisten Gebäude bis auf die Grundmauern zerstört worden, darunter u. a. auch das Kino sowie die Stadtmühle.

Seit 1945 hat der Krieg nicht mehr in Wertingen Einzug gehalten. Diese nunmehr 77 Jahre gehören zu den längsten Friedensperioden, die die Stadt jemals erlebt hat. Hoffen wir, dass noch viele weitere Jahre hinzukommen.

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