Steno- und Schreibmaschinenwettbewerb

Steno- und Schreibmaschinenwettbewerb

 

Sein Hobby bezeichnet Thomas Wippel zwar als eher konservativ, es mache ihm aber dennoch großen Spaß. Sagts und lacht dabei verschmitzt. Der 47-jährige gehört seit 1988 dem Meitinger Stenoclub e.V. an, welcher am kommenden Wochenende zum drittenmal die Bayerischen Meisterschaften in Kurzschrift, Texterfassung und Textbearbeitung ausrichtet. Das Wertinger Gymnasium biete hierfür die idealen Örtlichkeiten, so Wippel. Er lebt mit seiner Familie in Binswangen und engagiert sich dort auch im Gemeinderat. Das berufliche Umfeld befindet sich in Donauwörth als Geschäftsführer einer Bonbonfabrik. Wippel hat also auf den ersten Blick nicht viel mit dem Metier des Schnellschreibens per Stift oder Maschine zu tun. Und doch hat er in dieser Disziplin bereits unzählige viele Titel und Medaillen inne, er gewann sogar 2011 den dritten Platz im internationalen Wettbewerb  des Weltverbands Intersteno in Paris. „Ich war zuerst zehn Jahre Schriftsetzer bei der Augsburger Pressedruck, dann wollte ich umsatteln, holte das Abi nach und studierte Betriebswirtschaft.“ Er sagt von sich selbst, er sei schon in der Realschule gut in Deutsch und mit der Schreibmaschine gewesen. Seinerzeit gehörten Steno und das Schreiben auf der Schreibmaschine noch zu den Schulfächern. Landrat Markus Müller bemerkt anlässlich des Bayerischen Wettbewerbs in seinem Landkreis: „Auch weil die Kurzschrift nicht mehr fester Bestandteil der Lehrpläne an den Schulen ist, habe ich umso mehr Respekt vor denen, die Steno und das schnelle Schreibmaschinenschreiben beherrschen.“ Ähnlich äußert sich auch Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier: „Ich war schon immer fasziniert, dass Menschen so schnell schreiben können, wie andere reden.“ Er sei ja selbst jeden Tag auf der Tastatur unterwegs, „auch deshalb bewundere ich die Schnellschreiber und Stenografen und weiß, was sie leisten.“ Daher übernehme er sehr gerne gemeinsam mit Landrat Markus Müller die Schirmherrschaft dieser Veranstaltung. Der Meitinger Stenoclub e.V. wurde laut Wippel bereits 1976 von seinem Lehrer Konrad Wiendl gegründet. „Heute zählen wir noch 32 die dabei sind.“ Er selbst ist einer der sieben Aktiven des Vereins. Er freut sich schon auf das Wochenende im Wertinger Gymnasium: „Meine Disziplin ist die Tastatur, bei guter Leistung vollbringt man neun bis zehn Anschläge in der Sekunde, während Wettbewerben sind es dann zwischen fünfhundert bis sechshundert Anschläge in der Minute.“ Unvorstellbar für Normalsterbliche. Dass es überhaupt Wettbewerbe in dem Metier „Schnellschreiben“ gibt, ist den meisten wohl eher unbekannt. Und doch gibt es den Bayerischen Stenografieverband mit Sitz in Straubing, es gibt einen Deutschen Stenografiebund und den bereits erwähnten Weltverband, die Intersteno. Die Abläufe von Wettberben seien klar geregelt, erklärt Wippel, so auch am kommenden Samstag, an dem bis zu 50 TeilnehmerInnen erwartet werden. „Zuschauer sind nicht gestattet.“ Beim Stenowettbewerb gelte es, so viele Silben wie möglich in einer vorgegebenen Geschwindigkeit zu schreiben. „Ein Teilnehmer aus München ist schon bekannt, er schafft 475 Silben in der Minute, schneller geht nicht, weil man nicht schneller vorlesen kann.“ Beim Schnellschreiben auf der Tastatur gibt es mehrere Vorgaben: „Eine wird bewertet nach den Anschlägen innerhalb von 30 Minuten, beim anderen wird die Perfektion des Schreibens getestet und bei der dritten Bewertung geht es um korrekte Textbearbeitung, der sogenannten Autorenkorrektur.“ Um so weit zu kommen wie Wippel und seine ganz offensichtlich vielen Mitstreiter, bedarf es viel Übung: „Früher trafen wir uns dafür jeden Samstag, das war eine gute Zeit.“ 

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