Stolpersteinverlegung am 26. Mai im Gottmannshofen

Stolpersteinverlegung am 26. Mai im Gottmannshofen

 

Am 22. November 1940 musste Andreas Kratzer in einen der berüchtigten „grauen Bussen“ einsteigen, die vor der Heil- und Pflegeanstalt Günzburg (dem heutigen Bezirkskrankenhaus) vorgefahren waren. So wurden die Omnibusse genannt, mit denen psychisch kranke, geistig und körperlich behinderte Menschen zu den sog. Tötungsanstalten gebracht wurden, die die Nazis im gesamten Deutschen Reich eingerichtet hatten. Das Ziel der Reise war Hartheim (Oberösterreich). Noch am gleichen Tag wurde der erst 19-Jährige dort gemeinsam mit anderen Leidensgenossen ermordet.

Andreas Kratzer musste sterben, weil er aufgrund seiner Behinderung in der menschenverachtenden Sichtweise des NS-Regimes als „lebensunwert“ galt. Aus diesem Grund organisierten die Nazis in den Jahren 1940 und 1941 einen systematischen Massenmord an mehr als 70.000 Menschen mit Behinderungen. Geleitet wurde dieses Verbrechen an der Menschlichkeit von der Zentraldienststelle T4, deren Name sich von der Adresse Tiergartenstr. 4 in Berlin ableitet.

Um zu verhindern, dass die NS-Opfer in Vergessenheit geraten, verlegt der Künstler Gunter Demnig Gedenktafeln aus Messing vor dem letzten selbstgewählten Wohnort der Opfer. Inzwischen liegen fast 100.000 dieser „Stolpersteine“ in über 1200 Orten in Deutschland und in 21 Ländern Europas. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, so Demnig. Mit den Stolpersteinen vor den ehemaligen Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten.

Nun wird er zum ersten Mal nach Wertingen kommen, um an das T4-Opfer Andreas Kratzer zu erinnern, der 1921 im Anwesen Alte Str. 8 in Gottmannshofen geboren wurde. Als Folge eines Unfalls waren seine kognitiven Fähigkeiten seit seinem sechsten Lebensjahr sehr eingeschränkt. Aus diesem Grund lebte er ab 1930 in der Pflegeanstalt Schweinspoint (heute Landkreis Donau-Ries). Von dort holte ihn am 13. November 1940 einer der grauen Busse ab, um ihn nach Günzburg zu „verlegen“. Nach nur wenigen Tagen erfolgte der Transport in den Tod…

Die Stolpersteinverlegung findet am 26. Mai um 09.00 Uhr vor dem Anwesen Alte Straße 8 in Gottmannshofen statt. Zu dieser Veranstaltung ist die gesamte Bevölkerung eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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