Mit Tradition ins Zeitalter 3.0

Mit Tradition ins Zeitalter 3.0

„Uhren und Schmuck Simon Hirn“ – das ist seit Generationen ein Begriff in Wertingen. Denn dieses Geschäft an der Hauptstraße begleitet seit nun 170 Jahren die Wertinger und ihr Umland: bei Hochzeiten, bei Vereinsjubiläen, bei Geschenkideen oder noch in den 1960er bis 1980er Jahren mit edlen Haushaltswaren von WMF. Simon und Felicitas Hirn führten den Laden mitten im Zentrum von Wertingen, wo das altehrwürdige Haus noch immer steht. Zuerst war es nur ein Schaufenster, dann zwei. Dann baute ihr Sohn, ebenfalls mit Namen Simon, das Haus in den 1980ern zwar neu, es wurde jedoch dank Ensembleschutz historiengetreu nachgebaut.

Dort „schmiedet“ inzwischen die dritte Hirn-Generation, Andreas Hirn und seine Familie. Sie schaffen den Spagat zwischen Tradition und dem Selbstverständnis der heutigen Zeit. Sie bieten noch immer Service vor Ort sowie solides und gutes Handwerk, paaren dies mit besonderer Kreativität, Innovation und Individualität, erschufen die erste eigene Schmuckkollektion und bieten den Kunden Alleinstellungsmerkmale in Sachen Trauringe an. Andreas Hirn erinnert sich: „Bei der Übernahme des Ladens 2013 drehte ich erst mal jedes Steinchen um, um mich zurechtzufinden und um meine Ideen und Vorstellungen umsetzen zu können.“ Simon Hirn sitzt daneben, lacht und nickt, er sagt: „Mir ging es damals genauso mit meinem Vater, doch im Gegensatz zu mir war der bei meiner Übernahme des Ladens 1978 gegen alle Neuerungen, das kostete ihm alles viel zu viel.“ Er hingegen bringe Achtung und Bewunderung für die „jungen Hirns“ entgegen: „Es ist einzigartig, wie Andreas und sein Team das Haus Hirn in die neue Zeit führt.“ Das Kompliment kann dieser mit Überzeugung zurückgeben: „Wir konnten von Anfang an so machen wie wir wollten, uns wurde niemals dreingeredet.“ Sie haben räumlich umgestaltet, den Online-, Social-Media- und Marketingbereich erweitert, das Personal aufgestockt und die Tradition „Goldschmiede Hirn“ als Manufaktur aufgebaut. Denn begonnen hat die „Goldschmiede Hirn“ bereits viel früher als sogenannte Goldarbeiter, einer Chronik zufolge aus dem Jahr 1851 noch am oberen Marktplatz. Heute begrüßen die Hirns in der Hauptstraße Kunden aus ganz Bayern. Diesen ist für ihren exklusiven Unikatschmuck keine Anreise zu lang. Außerdem verschicken die „Hirns“ ihre  außergewöhnlichen Schmuckstücke „100% made in Wertingen“ innerhalb ganz Europas. Derzeit sind insgesamt neun Leute bei Uhren-Schmuck-Hirn beschäftigt. Apropos Beschäftigte! Der heutige Senior, Simon Hirn, wusste dazu noch eine nette Geschichte zu berichten: „Ende der Siebziger als junger Chef wurde ich auf einem der Faschingsbälle die in Wertingen stattfanden von einer jungen Frau gebeten, ob sie bei mir eine Lehre als Uhrmacherin machen könne, ich sagte zu. Erst vor kurzem haben wir Marianne Storr in den Ruhestand verabschiedet.“ Das Fachgeschäft Hirn war immer schon Ausbildungsbetrieb und ist es bis heute geblieben. Das kommt nicht von ungefähr, haben doch der Seniorchef Simon Hirn und Andreas Hirn ihr Können von der Pike auf gelernt. Der Senior berichtet: „Bei mir bestimmte mein Vater, dass ich in seine Fußstapfen treten soll, also habe ich zuerst die Ausbildung zum Uhrmacher in Augsburg beendet und später dann noch den Goldschmied erlernt. Beides zusammen wurde trotz Bestimmung durch den Vater für mich zum Traumberuf.“ Anders war es beim damals Fünfjährigen, als dieser mit seiner Mutter und Geschwister nach Wertingen kam. Denn 1986 lernte Simon Hirn seine Elfriede in Berlin kennen und lieben, ein Jahr später zogen sie und ihre Kinder nach Wertingen. Schon von Kindesbeinen an sei der Bub fasziniert gewesen von der Werkstatt und dem, was der Opa Simon dort tat. Der heutige Senior, zu der Zeit selbst noch junger Chef im Betrieb, erinnert sich mit breitem Lächeln noch immer an eine Feststellung seines Buben: „Andreas erklärte mir, wenn ich der Chef sei und der Opa – also mein Vater – der Seniorchef sei, dann sei er doch folgerichtig der Bubenchef.“ Über diese Anekdote lachen noch heute alle und Schwiegertochter Anina Hirn fügt mit Schmunzeln hinzu: „Den Begriff wird er bis heute nicht mehr los.“

Der Bubenchef Andi und seine Anina kannten sich schon von Jugendalter an, doch erst seit einer Party 2003 entwickelte sich das Kennen zu einer festen Beziehung, geheiratet haben sie 2008. Sechs Jahre später kam Sohn Vincent zur Welt, 2016 Tochter Charlotte. Auch wenn Anina ein Lehramtsstudium absolvierte, unterstützt sie ihren Mann von Anbeginn. Sie sagen über sich selbst, man ergänze sich hervorragend. Anina Hirn lacht: „Wir haben beide viele Ideen, ich entwickle Konzepte und Andi setzt sie um.“ Inzwischen sind die beiden beim Business 3.0 angekommen, sie bieten ihre eigenen Schmuckstücke – die Linie „mein-engele“ und die individuell gestalteten Trauringe – nicht nur vor Ort im Geschäft an, sondern schufen 2021, mitten im Corona-Lockdown, ihr eigenes „Schaufenster zur Welt“ unter www.goldschmiede-hirn.de. Überhaupt förderte der lange Lockdown den Ideenreichtum der Hirns. Andreas investierte viel Geld in eine Gießerei. „Die Handhabe und den Umgang mit der Maschine habe ich mir selbst angeeignet.“ So entsteht im Hause Hirn wieder etwas ganz Besonderes: „Wir haben hier den Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt und können jetzt aus Familienstücken neue Schmuckstücke kreieren, Schmuck mit Seele von Hirn.“ Und mit diesem Neugestalten schließt sich dann auch wieder der Kreis zur Historie des Hauses Hirn, dort folgte schon immer auf Traditionelles etwas Neues. Dafür sorgen aktuell der „Bubenchef“ Andreas Hirn als Nachfolger von Simon Hirn „Junior“ so wie dieser es als Nachfolger seines 1986 verstorbenen Vaters, Simon Hirn „Senior“ tat.

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